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Die Weine der Toskana - Eine Frage des Alters?

 
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Die Weine der Toskana - Eine Frage des Alters?

Olivenbäume und Weinreben, das waren die ersten Gewächse deren Kultivierung man sich im Mittelmeerraum widmete. In der Toskana wurden sie sogar in Mischkultur, d.h. abwechselnd eine Reihe Reben und eine Reihe Olivenbäume, gepflanzt. Diese Anbaumethode ist heute fast gänzlich verschwunden. Einzig einige alt eingesessene Familienbetriebe und traditionsbewusste Produzenten beweisen, dass man mit ökologischem Weinbau, der Kultivierung alter Rebsorten, dem Verzicht auf künstliche Dünger und auf Pestizide Weine der absoluten Spitzenklasse erzeugen kann.
Vor allem Frauen gehen den Weg des ökologischen und traditionellen Weinbaus und haben sich zu diesem Zwecke auch in die Associazione Nazionale Le Donne del Vino, der Vereinigung italienischer Winzerinnen zusammengeschlossen. In diesem Zusammenhang durchaus bemerkenswert ist übrigens, dass Weinberge von Winzerinnen höhere Erträge einbringen als die von Männern geführten Betriebe.

Doch waren es die Männer, genauer gesagt die Vallombrosaner-Mönche, die in ihren Abteien Badia a Coltbuono und Badia a Passignano Wein in der Chianti-Region anbauten und mit dem Chianti wahrscheinlich den ersten trockenen Rotwein der Welt entwickelten. Welche Rebsorten für einen Chianti Verwendung finden müssen und auf welche Art und Weise die Vinifizierung (Gärungsmethoden und Mischungsverhältnisse) durchzuführen ist, wurde erst von Bettino Ricasoli, dem Erfinder des klassischen Chiantis aus roten und weißen Trauben, entwickelt. Die auf Baron Ricasoli zurückgehende Methode der Nachgärung (Governno), einer zweiten künstlich induzierten Gärung, ist heute aufgrund der weiterentwickelten Keltermethoden nicht mehr gebräuchlich.

Auf sieben verschiedenen Anbauzonen mit den unterschiedlichsten Böden und Lagen wird heute in der Toskana Chianti angebaut. Historisch lagen die Anbauflächen des Chianti im Gebiet zwischen Sienna, Arezzo und Florenz, der Zone des Chianti Classico und Chianti Colli Fiorentini.
Heute hat sich dieses Gebiet weit ausgedehnt. Im Süden reicht das Gebiet des Chianti Colli Senesi bis über Montepulciano. Bis Pistoia wird der Chianti Montalbano kultiviert, der Chianti Colline Pisana reift in der Gegend zwischen Pisa und Volterra und über Florenz hinaus ragt das Anbaugebiet des Chianti Rufina. Die typischen Chianti-Weine stammen allerdings weiterhin aus dem ursprünglichen Anbaugebiet und der Rufina.
Ein guter, Toskana typischer Chianti, rubinrot, fruchtig und weich hat nicht mehr viel mit dem Inhalt der bauchigen, Bast umflochtenen Chianti-Flaschen, den„fiaschi“ zu tun, die noch bis in die späten 1970er die Regale unserer Supermärkte füllten und zu furchtbarem Bedauern am nächsten Morgen führten.

75 – 90 % Sangiovese-Trauben (von Sangue di Gove: Blut des Jupiters)
5 – 10 % Canaiolo-Trauben und
25 % der weißen Trebbiano und Malvasia, die dem Chianti mehr Leichtigkeit und Spritzigkeit verleihen sollen, so sieht die DOCG-Vorschrift für erstklassigen Chianti aus.
Die Malvasia stammt ursprünglich aus der Toskana, wogegen die Trebbiano-Trauben vor mehreren Hundert Jahren aus Frankreich importiert wurden. Allerdings wird der Anteil der weißen Sorten heute jedoch zunehmend geringer bzw. wird immer öfter ganz darauf verzichtet.

DOCG steht für Denominazione di Origine controllata e garantita, der höchsten garantierten Qualitätsstufe. Um ihren Kunden gewisse Qualitätsstandards garantieren zu können, wurde in den 1960er Jahren mit dem DOC (Denominazione di origine controllata) ein Klassifizierungs- und Kontrollsystem eingeführt.
Dieses wollte auf mehr als eine bloße Herkunftsbezeichnung hinaus und schrieb die zu verwendenden Rebsorten, die Pflanzmethode, Hektarerträge und oft auch die Vinifikations- und Anbaumethoden vor. Doch es ist wie so oft mit normierten Verfahren, am Ende des Prozesses hat man sich an jede noch so kleine Vorschrift gehalten, doch das Produkt ist oftmals charakterlos, nichts sagend, eine Massenware die gegen die Qualität Ergebnisse der Abweichler und Experimentteure nicht ankommt.

Qualität ließ sich mit dem DOC jedenfalls nicht garantieren und die Weinpanscher-Skandale der 1980er damit auch nicht verhindern. Diese führten dann aber zur Erweiterung der Kontrollen um chemisch-physikalische Prüfungen und Qualitätsbeurteilungen nach Aussehen, Geruch und Geschmack und damit zum bereits erwähnten DOCG-System.

Insgesamt tragen fünf Weine der Toskana das DOCG Gütesiegel:

Die Rotweine Carmignano, Brunello di Montalcino, Vino nobile di Montepulciano und Chiantio Classico sowie der Weißwein Vernaccia di San Gimignano.

Paradoxerweise erfüllen einige der so genannten Super-Toskaner nicht die Voraussetzunge für eine DOC oder DOCG Auszeichnung, obwohl sie absolute Spitzenweine sind. So werden zum Beispiel der Sassicia, einer der besten Rotweine der Toskana und der Tignanello nur in der untersten Weinkategorie der Tafelweine (Vini da Tavola) vermarktet.

Um auch einzelnen, regionaltypischen Weinen gerecht zu werden, wurde im Klassifizierungssystem noch die Kategorie IGT (Indicazione Geografica Tipica) aufgenommen und man nähert sich innerhalb der Gesetzgebung auch den Neuheiten an, indem ein Chianti Classico auch ohne Anteil weißer Trauben oder sogar zu 100% aus Sangiovese-Trauben erzeugt werden darf.
In dieses ganze Einteilungssystem gehört auch der meist offen verkaufte und jung getrunkene Jahrgangswein „Annata“.

Doch die Notwendigkeit, Gütekriterien für die Weinherstellung festlegen zu müssen, wurde nicht erst in unserer Zeit erkannt. Das im Jahr 1384 erste weltweit ins Leben gerufene Winzerkonsortium, der Lega del Chianti aus Radda etablierte Regeln zum Anbau, zur Lese und zur Kelterung. Ihr Etikett (bollino) mit der Abbildung eines schwarzen Hahns (Gallo Nero) sollte für die Einhaltung ihrer Standards und damit für eine Mindestqualität bürgen.
Das Symbol des schwarzen Hahnes steht im Übrigen für eine Geschichte über List und Pfiffigkeit. Die Legende will es, dass die beiden gegnerischen Republiken Siena und Florenz den Grenzverlauf ihrer Gebiete neu festlegen wollten. Dies sollte derart geschehen, dass beide Städte beim ersten Hahnenschrei je einen Reiter losschickten und die Stelle, an der sich die beiden Reiter träfen, die neuen Grenzen markieren würde. Die Florentiner ließen ihren Hahn tagelang ohne Futter und ohne die liebste Henne aus seinem Hühnerharem darben. Daher krähte der arme Gockel, Leid geplagt, zu viel zu früher, nächtlicher Stunde. So zeitig aufgebrochen, hätte der Reiter aus Florenz seinen Konkurrenten in Siena fast noch aus dem Bett holen können.

Das viele Etiketten mittlerweile wahre Kunstwerke sind und die Flaschen damit zu begehrten Sammlerstücken werden, ist auch ein Resultat der jährlich im September stattfindenden Ausstellung zum Thema „Wein und Kunst“ im Castello di Volpaia in Radda.

Diese kunstvollen Labels werden aber bei der Entscheidungsfindung für einen Wein sicher nicht den Ausschlag geben.
So man denn kein Weinkenner ist, empfiehlt sich eine fachmännische Beratung. Hilfreich ist auch die Lektüre der jährlich neu herausgegebenen Weinführer wie Veronelli oder Gambero Rosso.In allen größeren Weinanbaugebieten kann man sich zum Beispiel in einer enecota über die Weinerzeugnisse der Gegend informieren und diese natürlich auch verkosten. Eine wirklich allumfassende Einführung in die Weine der Toskana bietet die „Enoteca Italiana“ in den Kellergewölben der alten Medici Festung „Fortezza di Santa Barbara“ in Siena. In diese Sammlung von über Hunderten von Weinen aus ganz Italien werden nur solche aufgenommen, welche die Jury des Qualitätsgremiums uneingeschränkt überzeugt haben.

Zu finden ist hier natürlich der Vino Nobile di Montepulciano aus dem Süden, der schon am Hof der Medici von Dichtern als „König der Weine“ besungen worden sein soll. Sein Name rührt daher, dass er im Mittelalter nur von Adelsfamilien gekeltert wurde. Eines der ältesten und besten Weingüter des Anbaugebietes des Vino Nobile, das Castello Poliziano, fand schon im 8. Jahrhundert n. Chr. Erwähnung.
Um Montalcino wird der Brunello di Montalcino (DOCG) aus Sangiovese-Grosse-Trauben erzeugt. Mindestens vier, um ein echter Spitzenwein zu werden bis zu acht Jahre, reift ein Brunello in barriques (kleinen Eichenfässern heran) um seinen vollfruchtigen und kräftig intensiven Geschmack zu entwickeln. Die jüngere Brunella-Ausgabe, der Rosso di Montalcino, (DOC) lagert nur ein Jahr, vermag es aber auf unnachahmliche Art einen auf den rechten Geschmack zu bringen.
Immer beliebter werden die kräftigen und robusten Weine um das Sievetal der Rufina.

Ein ganz besonderer, ja sogar heilig genannter Wein ist der „Vin Santo.“ Dieser duftet verlockend nach Honig, Nüssen und Früchten und schimmert in den Farben Gold bis Bernstein. Drei Jahre lang wird der Vin Santo zusammen mit den Rückständen (madre) aus den Vorjahren in kleinen Fässern (caratelli) vergoren. Um dorthinein seine Mandelkekse hineinzutunken, wie es die Italiener üblicherweise tun, ist dieser köstliche Dessertwein eigentlich viel zu schade.

In dieser herrlichen Rotwein-Fülle gehen die Weißweine der Toskana leider ein wenig unter.
Die Farbe, das Aroma und das Tannin des Rotweins kommen übrigens von den Traubenschalen. Diese werden nach der Pressung deshalb zusammen mit dem Saft in über hundert Jahre alten Eichenfässern (botti) vergoren.
Die Trauben des Weißweins dagegen werden unmittelbar nach der Lese gekeltert und der Saft getrennt von den Schalen vergoren. Toskanische Weißweine reifen selten in Eiche, sondern meist in Behältern aus rostfreiem Stahl. Im ganzen Süden der Toskana um Cortona werden Weißweine erzeugt. Hervorragende Weiße sind der Montecarlo, der Fattoria Ponte a Rondolino, welcher um San Gimignano aus der Vernaccia-Rebe produziert wird, der aus Trebbiano-Trauben gekelterte Galestro und der honigfarbene Le grance.

Zwar vertreiben alle großen Kellereien ihre Weine auch in ihren Geschäften in der Stadt, doch eine Weinverkostung am Ort des Geschehens, in den zahlreichen fattorie ist doch von ungleich größerem Reiz.

Abschließend noch ein kleiner nützlicher Wein-Sprachführer:


Bianco:weiß
Botte:traditionelles Eichen-Weinfass
Coltivatore / produttore:Anbauer / Erzeuger
Degustazione:Weinprobe
Dolce:süß
Enoteca:Weinhandlung
Fattoria:Weingut
Fiaschetteria:Florentiner Bezeichnung einer Weinhandlung
Fusto:Fass
Gradazione alcoolica:Alkoholgehalt
Imbottigliato da:abgefüllt von
Lista dei vini: Weinkarte
Passito:starker, meist süßer Wein aus getrockneten oder halbgetrockneten Trauben
Profumo:Duft
Riserva:Wein aus einer besonderen Traubenauslese, einem besseren Jahrgang mit längerer Reifungszeit als sonst üblich
Rosso:rot
Sapore:Geschmack
Secco:trocken
Semisecco:halbtrocken
Uva:Traube
Varietà:Traubensorte
Vendemmia:Jahrgang / Weinlese
Vendemmia trardiva:Spätlese
Vigna:Weinberg
Vino amabile:lieblicher Wein
Vin Santo:süßer Dessertwein
Vino secco:trockener Wein
Viticoltori:Winzer
Vino da tavola: Tafelwein
Vite:Rebe
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Zusammenfassung dieser Seite: Olivenbäume und Weinreben, das waren die ersten Gewächse deren Kultivierung man sich im Mittelmeerraum widmete. In der Toskana wurden sie sogar in Mischkultur, d.h. abwechselnd eine Reihe Reben und eine Reihe Olivenbäume, gepflanzt. Diese Anbaumethode ist heute fast gänzlich verschwunden. Einzig einige alt eingesessene Familienbetriebe und traditionsbewusste Produzenten beweisen, dass man mit ökologischem Weinbau, der Kultivierung alter Rebsorten, dem Verzicht auf künstliche Dünger und auf Pestizide Weine der absoluten Spitzenklasse erzeugen kann.

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