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Palio in Siena - Pferderennen in der Toskana

 
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Palio in Siena
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Der Palio in Siena – eine Stadt gerät außer Rand und Band - Pferderennen in der Toskana

Wenn in Siena zweimal im Jahr der berühmte Palio stattfindet, erkennt man die eher beschauliche Stadt im Herzen der Toskana kaum wieder. Dieses berühmt-berüchtigte Pferderennen, das um die Piazza Sienas tobt, erhitzt sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer des Spektakels – und das seit dem vierzehnten Jahrhundert.

Die in ihrem Erscheinungsbild beinahe mittelalterlich gebliebene Stadt hält einen von Touristen liebevoll bewunderten Dornröschenschlaf, der im Juli und August durch das verrückteste aller Pferderennen jäh unterbrochen wird. Dann drängen sich die Besucher von nah und fern in den engen Gassen, um dieses Ereignis so hautnah wie möglich mitzuerleben.

Das Palio war im Grunde ein Wettbewerb zwischen den Bezirken oder Gemeinden von Siena und daran hat sich bis heute nichts geändert. Obwohl die Altstadt nicht besonders groß ist, gibt es immerhin siebzehn Bezirke, contrade genannt, und zehn davon treten alljährlich zum Wettkampf gegeneinander an. Mögen diese contrade auch noch so klein sein, jede dieser Gemeinden hat ihre eigene Fahne, ihre eigene Kirche und sogar eine Art Rathaus. Die Namen der contrade sind sehr eigenartig und schwer nachvollziehbar: Tartuca (Schildkröte), Oca (Gans), Torre (Turm) oder Bruco (Raupe) und viele mehr. Selbstverständlich hat jeder Bezirk seine Farben, Embleme und nicht zuletzt seine Grenzen, die – zumindest von den jeweiligen Bewohnern – sehr wichtig genommen werden. Vertieft man sich in die wechselvolle Geschichte dieses Pferderennens, erfährt man, dass die verschiedenen Gemeinden untereinander verbündet oder verfeindet waren – je nachdem. Dies konnte sich jedoch von Jahr zu Jahr ändern. Man kann sich gut vorstellen, dass sich dieses Wechselbad der Gefühle auf das Temperament von Ross und Reiter auswirkte, die von ihren Gemeinden zu Höchstleistungen und natürlich zum Sieg angestachelt wurden.

Schaut man sich die Spielregeln dieses Wettkampfes an, so erscheint die Sache mit dem Sieg mehr oder weniger Zufall zu sein. Bereits am 29. Juni werden die Pferde für das am 2. Juli stattfindende Rennen ausgewählt. Das Los entscheidet dann, welches Pferd für welche Gemeinde läuft. In der Vergangenheit soll bei der Verlosung der Tiere nachgeholfen worden sein: Bestechung der Reiter, Doping der Tiere und Absprachen zwischen den Bezirken machten das Rennen zuweilen zu einer Farce.

Nach der Auswahl der Pferde wurde auf dem Campo mit festgestampftem Lehm und aufgeschütteter Erde eine Rennbahn angelegt. Rings um den Platz wurden Tribünen und Holzgerüste mit Bänken aufgebaut, und Barrieren aus Holz dienten den Zuschauern zum Schutz vor den wirbelnden Pferdehufen. Die Kurven der Rennbahn waren mit Matratzen ausgelegt, die das Schlimmste verhindern sollten.

Am Vorabend des Palio fand die Generalprobe statt, die bereits eine große Zahl an Neugierigen und Schaulustigen anzog.
Doch am eigentlichen Tag des Wettkampfes, der erst am Abend begann, war Siena schon in den frühen Vormittagsstunden gedrängt voll. Bis zum Nachmittag hin verdichtete sich das Gewimmel und ein Meer von Besuchern wogte hinter den Barrieren hin und her. Der ansonsten eher ruhige und bis auf einige Verkaufsstände und Touristen leere Campo war dann mit brodelndem Leben und Getöse erfüllt. Sehr begehrt bei diesem Spektakel waren die Balkone der umliegenden Häuser. Wohl denen, die einen der Hausbesitzer zu ihren Freunden zählten. Auch die Dächer waren schwarz von Menschen, und auf die bereits überfüllten Plätze hinter der Absperrung quetschten sich immer noch Zuschauer hinein, bis kein Platz mehr für das sprichwörtliche Blatt Papier vorhanden war. Unter den ohrenbetäubenden Klängen zahlloser Blechkapellen zogen die Vertreter der teilnehmenden contrade um die Bahn und versuchten mit Fahnenwirbeln, Luftsprüngen und großem Geschrei möglichst viel Beifall zu erhaschen. Nach der Parade der teilnehmenden Gemeinden zog ein von weißen Ochsen gezogener hölzerner Karren über dem Campo, der vom Publikum mit lautem Jubel begrüßt wurde. Auf dem Karren wehte die heißbegehrte Siegestrophäe, eine große, buntbemalte Fahne.

Kurz vor acht Uhr wurden die mit Schabracken geschmückten Pferde von ihren in grelle Kostüme gekleideten Reitern an die Startlinie geführt. Da die Tiere durch den Tumult bereits hochgradig nervös waren, konnte es durchaus zu einigen Fehlstarts kommen, bis endlich mit dem achten Glockenschlag das Hanfseil weggezogen wurde und die wilde Jagd begann. Unter dem Geheul der Menge rasten die Pferde die Bahn entlang, und schon bald kamen die ersten Matratzen zum Einsatz und manches Pferd lief ohne Reiter weiter. Doch dies störte den Ablauf des Rennens keineswegs, da auch ein reiterloses Pferd siegen konnte. Letztendlich waren diese Tiere eher im Vorteil, da sie keine Last zu tragen hatten und in wildem Fluchtinstinkt die Rennbahn entlang rasten, bis sie ihre vorgeschriebenen Rundenzahl absolviert hatten. Verletzungen bei Mensch und Tier waren hierbei keine Seltenheit, da die Pferde schonungslos angetrieben wurden und sich die Reiter auch untereinander „versehentlich“ mit der Gerte trafen. Stand schließlich erst einmal der Sieger des Rennens fest – mit oder ohne Reiter, das spielte keine Rolle – gab es für die Menge kein Halten mehr. Die triumphierende Gemeinde eskortierte ihre Sieger durch die Gassen, was bei dem überhitzten Pferd oft zu gefährlichen Situationen führte. Man soll sogar beobachtet haben, wie die Pferde vor oder nach dem Rennen in die jeweiligen Kirchen der Gemeinden geführt wurden, um den Sieg entweder zu erbitten oder sich dafür zu bedanken. Da die Hauptperson des Rennens nicht der Reiter sonders das Pferd ist, gebührte ihm auch ein Ehrenplatz am anschließenden Festmahl, wo es an der Tafel aus silbernem Geschirr gefüttert und wie ein Held gefeiert wurde.

Wer dieses turbulente Rennen schon einmal miterlebt hat, wird feststellen, dass sich seither so viel nicht geändert hat.
Selbstverständlich geht es beim Palio heute nicht mehr ganz so rau und heftig zu, doch aufregend und mitreißend ist es immer noch. Die Matratzen werden übrigens auch noch ausgelegt, doch stehen Notärzte und Rettungspersonal für den Fall der Fälle in Bereitschaft. Vielleicht ist es gerade die Beschaulichkeit der heimlichen toskanischen Metropole, die Siena zweimal im Jahr über die Stränge schlagen und ihrem südländischen Temperament im wahrsten Sinne des Wortes die Zügel schleifen lässt. Eines ist ganz sicher: man muss weder Italiener noch Sienese sein, um sich von der Leidenschaft des Palio anstecken zu lassen und dieses Spektakel so zu feiern, wie es sich für das verrückteste und traditionsreichste Pferderennen, das seinesgleichen sucht, eben gebührt.
Die Autorin des Textes ist Frau Claudia Hurth

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Zusammenfassung dieser Seite: Wenn in Siena zweimal im Jahr der berühmte Palio stattfindet, erkennt man die eher beschauliche Stadt im Herzen der Toskana kaum wieder. Dieses berühmt-berüchtigte Pferderennen, das um die Piazza Sienas tobt, erhitzt sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer des Spektakels – und das seit dem vierzehnten Jahrhundert.

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